Drucken

 

Anita wurde gerade in den Abkalbestall gestallt. Im Hintergrund sind ihre Stallgefährtinnen. Dieser Kontakt ist ebenso wichtig wie kleine Rückzugsmöglichkeiten. Foto: © Bettina HueskeAnita wurde gerade in den Abkalbestall gestallt. Im Hintergrund sind ihre Stallgefährtinnen. Dieser Kontakt ist ebenso wichtig wie kleine Rückzugsmöglichkeiten. Foto: © Bettina HueskeIn unserem letzten Bericht in dieser Rubrik haben wir vom Urlaub unserer Kühe gesprochen. Im Durchschnitt bekommen Kühe etwa alle 400 Tage ein Kalb. Sechs bis acht Wochen vor dem Kalben werden die Milchkühe in Vorbereitung auf die Kalbung „trocken“ gestellt. In dieser Zeit geben die Kühe keine Milch. Das strapazierte Gewebe im Euter kann sich zurückbilden und regenerieren. 

Auch für die werdende Mutter ist diese Zeit eine Erholung von dem letzten Jahr, in dem sie viel Milch gegeben hat. Im deutschlandweiten Schnitt sind das übrigens, gemessen in 305 Tagen, etwa 9000 Liter Milch! Außerdem hat die Trockenstehzeit noch einen weiteren Vorteil: Die Kuh kann sich ganz auf die Versorgung und Entwicklung ihres Kalbes konzentrieren. Die Energie, die mit dem Futter aufgenommen wird, muss also nicht gleichzeitig noch zur Milchproduktion verwendet werden. Auch werden die Kühe oft träger, sie fressen insgesamt weniger als während der Laktation. Um das Futter an den Bedarf der Kühe anzupassen, wird auf vielen Betrieben eine separate Trockensteher-Mischration verfüttert. Denn sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung an Energie, Eiweiß, Mineralien und bestimmten Vitaminen schaden einer Kuh in dieser Phase!
Nach etwa 4-5 Wochen der Erholung kann sich die Kuh in der Anfütterungsgruppe wieder voll und ganz auf die anstehende Geburt vorbereiten. Das Futter ist wieder mehr an die Ration der milchgebenden Kühe angepasst. Vor allem die Komponenten sind hierbei oft gleich, damit sich der Pansen einer Kuh nach der Kalbung nicht allzu sehr umstellen muss.

Dann ist das Auge des Landwirts gefragt: Wann kalbt denn nun eine seiner vielen Kühe?
Der Landwirt kann dies an mehreren Anzeichen erkennen: Zum einen fängt die Kuh circa 10 Tage vor dem Kalben wieder damit an, Milch zu produzieren. Das zuvor entspannte und erschlaffte Eutergewebe spannt sich wieder, was nach einigen Tagen auch äußerlich sehr gut zu erkennen ist. Wenn die Geburt etwa 10-15 Stunden bevor steht, werden die Beckenbänder weicher. Bei regelmäßiger Kontrolle kann der Bauer dies als ein sicheres Zeichen für die anstehende Geburt werten. Außerdem ist einige Stunden vorher oft ein verändertes Verhalten der Kuh zu erkennen. Sie wird unruhiger und „beschnuppert“ den „Kreissaal“.
Denn wenn sich die Kalbung andeutet, muss die Kuh in einen großzügigen Strohstall umquartiert werden. Für den Abkalbestall sind mehrere Dinge sehr wichtig: Viel Platz, Hygiene, trockenes Einstreu, schützende Wände sowie gleichzeitig Kontaktmöglichkeiten zu den Stallgefährtinnen. In so einem Strohstall bringen die Tiere ihre Kälber oft auch ohne Hilfe zur Welt. Trotzdem schaut der Landwirt immer mal wieder nach dem Rechten und hilft seiner Kuh, wenn sie es alleine nicht schafft. 


Ist das Kalb endlich da, leckt die Mutter ihr Kleines sofort trocken. In dieser Zeit wird für die Kuh ein Fitnessdrink angerührt. Es ist wichtig, dass die Kuh sofort nach der Geburt viel Flüssigkeit aufnimmt, um den leeren Raum im Bauch wieder aufzufüllen. Inklusive Fruchtwasser, Mutterkuchen und Kalb ist die Kuh nämlich über 60 kg leichter geworden!
Danach wird die Kuh gemolken. In den ersten vier Stunden sollte das neugeborene Kalb mindestens 3 Liter Biestmilch trinken. Dies ist wichtig, da es noch kein eigens aufgebautes Immunsystem hat und daher auf die Abwehrstoffe der Mutter angewiesen ist. Dies nennt man auch passive Immunisierung. Erst nach einigen Wochen bildet das Kalb selbst Abwehrstoffe.
Nachdem nun Muttertier und Kalb versorgt sind, bleibt das Kalb noch einige Stunden bei der Mutter. Danach wird es von ihr getrennt und in eine Einzelbox gebracht.

Hier noch ein paar mehr Bilder: 

 

Anita wurde gerade in den Abkalbestall gestallt. Im Hintergrund sind ihre Stallgefährtinnen. Dieser Kontakt ist ebenso wichtig wie kleine Rückzugsmöglichkeiten.
Anita wurde gerade in den Abkalbestall gestallt. Im Hintergrund sind ihre Stallgefährtinnen. Dieser Kontakt ist ebenso wichtig wie kleine Rückzugsmöglichkeiten.
Sie hat es geschafft! Anita hat ihr viertes Kalb zu Welt gebracht - ganz ohne Hilfe!
Sie hat es geschafft! Anita hat ihr viertes Kalb zu Welt gebracht - ganz ohne Hilfe!
Da war wohl eine neidisch... auch Anette hatte es danach scheinbar eilig, ihr Kalb auf die Welt zu bringen.
Da war wohl eine neidisch... auch Anette hatte es danach scheinbar eilig, ihr Kalb auf die Welt zu bringen.
Danach gab es, ebenso wie zuvor für Anita, den Fitnessdrink. Den lieben unsere Kühe total!
Danach gab es, ebenso wie zuvor für Anita, den Fitnessdrink. Den lieben unsere Kühe total!
Es sind übrigens zwei Mädels geworden. Beide sind nun putzmunter und haben scheinbar schon Durst.
Es sind übrigens zwei Mädels geworden. Beide sind nun putzmunter und haben scheinbar schon Durst.
Zum Melken nach dem Kalben haben wir eine kleine Eimermelkanlage. Hiermit können schnell und einfach vor Ort ein paar Liter Milch für die Kälber gemolken werden.
Zum Melken nach dem Kalben haben wir eine kleine Eimermelkanlage. Hiermit können schnell und einfach vor Ort ein paar Liter Milch für die Kälber gemolken werden.
Die beiden Mädchen ruhen sich derweil ein wenig aus... und freuen sich sicherlich schon auf die leckere erste Mahlzeit.
Die beiden Mädchen ruhen sich derweil ein wenig aus... und freuen sich sicherlich schon auf die leckere erste Mahlzeit.
Previous Next Play Pause
1 2 3 4 5 6 7